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Die Fassade ist das Gesicht eines Gebäudes, sie soll nach Außen, neben ihrer technischer Funktion, vor allem auch gut aussehen. Hierfür wurden und werden zum Teil aufwendige Gestaltungselemente verwendet, die sowohl an Mauerwerksfassaden als auch an Putzfassaden zu finden sind.
Im privaten Wohnungsbau und bei Einfamilienhäusern sind die Fassaden meist weniger auswendig gestaltet. Der technische und optische Anspruch an eine Fassade ist aber dennoch ein möglichst gleichmäßiges Erscheinungsbild, was ohne Risse, Rissnarben, Verfärbungen etc. auskommen soll.

Wir wollen uns hier der Instandsetzung von gerissenen Putzen an Fassaden widmen. Eine völlig rissfreie Oberfläche ist an Fassaden nicht zu erreichen. Zur Beurteilung sind die Rissbreite, die Risstiefe und auch der Rissverlauf ausschlaggebend. Eine Vielzahl von Ursachen für die Entstehung von Rissen ist somit gegeben. Die verwendeten Baustoffe sind meist mineralisch, sie unterliegen beispielsweise Schwund und Kriechbewegungen, thermische und hygrische Belastungen tun ihr übriges.
Handelt es sich bei den Rissen um Schädigungen, deren Ursache in der Konstruktion liegen, müssen diese Ursachen zunächst beseitigt werden. Verpressungen oder Vernadelungen der Risse mit geeigneten Baustoffen zur Wiederherstellung des Kraftschlusses sind dann zunächst erforderlich. Erst danach kann ein geeignetes Verfahren zur Instandsetzung ausgewählt werden.
Bei der Instandsetzung wird abhängig vom Umfang der vorgefundenen Risse zwischen Einzelrissbearbeitung und flächiger Bearbeitung unterschieden. Mögliche Verfahren bei Einzelrissen sind:
- Füllfarbe/Streichfüller, hierbei handelt es sich um Farben, die mit geeigneten Füllstoffen versetzt sind und so die Risse verschlämmen.
- Mörtel, mit diesem Material kann nur ein starrer Rissverschluss erreicht werden. Da die Putzstruktur einer Reparaturstelle nur schwer an den Bestand angleichbar ist, sollte diese Art der Instandsetzung möglichst nur an untergeordneten Bereichen Anwendung finden.
- Elastischer/flexibler Rissverschluss, dieses Verfahren ist ebenfalls mit meist nicht geringfügigen optischen Beeinträchtigungen verbunden. Es ist immer dann jedoch sinnvoll, wenn noch mit Veränderungen der Rissbreite zu rechnen ist. Die Verwendung überstreichbarer oder abgestreuter Materialien mildert eine optische Beeinträchtigung.
- Rissüberbrückung, mit der Ausführung einer Entkopplung zwischen Untergrund und Reparaturputz ergibt sich die Möglichkeit, konstruktiv bedingte Risse zwischen Materialwechseln im Untergrund zu überdecken.

Foto 02 Haus800x600
- Dehnfugenanlegung, dort, wo Risse in Bauteilübergängen entstanden, kann durch die Anlegung einer vertikalen oder horizontalen gradlinigen Fuge nur mit Dichtstoff oder mit einem Profil der Rissverschluss erfolgen. Vor allem bei weiterhin auftretenden Bewegungen ist die Anlegung einer solchen „Wartungsfuge“ sinnvoll.

Nur bei einer geringen Rissanzahl/-länge oder bei Rissbearbeitungen an untergeordneten Fas-sadenabschnitten ist eine der oben beschriebenen Arten der Rissbearbeitung sinnvoll. Ist das Gesamtbild der Fassade jedoch so gestört, dass auch bei handwerklich guter Bearbeitung optisch beeinträchtigende, störende Struktur und/oder Farbunterschiede verbleiben, sollte über eine flächige Bearbeitung der Fassade oder einzelner besonders betroffener Abschnitte nachgedacht werden. Dies gilt auch für Flächen mit hoher Witterungsbeanspruchung und/oder technischer Anforderung. Es ergeben sich hierfür dann Verfahren für die flächige Instandsetzung.

Foto 03 Gasse in Rom600x800- Organische Beschichtungssysteme, diese Systeme sind bei nur geringen noch zu erwartenden Rissbreitenveränderungen verwendbar und eignen sich im Besonderen für zementreiche Putze. Sie sind durch einen hohen Wasserdampfdiffusionswiderstand (Dampfdichtigkeit) gekennzeichnet und müssen darum weitestgehend rissfrei bleiben.
- Rissfüllende Beschichtungssysteme, vorhandene feine Risse werden bei diesem Verfahren nur gefüllt, eine rissüberbrückende Wirkung ist nicht gegeben. Es handelt sich um sog. Füllfarben, die auf unterschiedlicher Basis aufgebaut verwendet werden.
- Mineralische Oberputze, die auf tragfähigen Altputzen aufgebaut werden. Ein vorheriger Rissverschluss ist auch hier erforderlich, da eine Rissüberbrückung durch das starre Material nicht gegeben ist. Die Putze sind mit geeigneten Zusatzstoffen für den jeweiligen Untergrund eingestellt.
Bei den drei vorbeschriebenen Verfahren ergeben sich die folgenden in etwa gleichen Arbeitsschritte:
- Überprüfung des Untergrundes
- Reinigung der Flächen
- Soweit erforderlich Grundierung
- Risse ggf. mit Streichfüller verschließen
- Zwischenbeschichtung / Oberputz aufbringen
- Schlussbeschichtung, Anstrich

- Mineralischer Armierungsputz und mineralischer Oberputz, bei notwendiger Rissüber-brückung und zu erwartender Rissbreitenveränderung empfiehlt sich ein Putzsystem mit Armierung. Bei diesem Verfahren wird in einen zweischichtigen Armierungsmörtelaufbau ein Glasfasergewebe frisch in frisch eingebettet. Dieses Gewebe übernimmt die notwendige Rissüberbrückung.
- Organischer Armierungsputz und organischer Oberputz, dieses Verfahren gleicht dem mineralischen Putz, es wird jedoch mit einem organischen Putzsystem verarbeitet und muss bauphysikalisch geprüft und geeignet sein.

Foto 04 Balkon mit Putzschaden800x600
Zusätzlich zu den oben beschriebenen Arbeitsschritten wird die frisch in frisch Einbettung des Armierungsgewebes erforderlich.
- Wärmedämmputzsysteme, bei stärkeren verbliebenen Rissen und zu erwartenden Rissbreitenveränderungen in einer Größenordnung von +/- 0,5 mm, ob konstruktiv oder thermisch bedingt, ist ein entkoppeltes System sinnvoll. Neben dieser Fähigkeit kann ein Wärmedämmputzsystem auch unebene/ungenaue Untergründe ausgleichen. Das Putzsystem besteht aus einem Aufbau aus Dämmputz, Armierungsputz und geeignetem wasserabweisenden Oberputz.
- Wärmedämmverbundsystem (WDVS), mit diesem System ist eine sehr gute Entkopplung der gerissenen alten Putzfläche und dem neuen Putzsystem zu erreichen. Die Dämmstoffdicke ist nach den Vorgaben der Energieeinsparverordnung zu bemessen.
Alle zuvor beschriebenen Beschichtungssysteme sollten in Absprache mit dem Systemhersteller und dem Handwerksbetrieb, so wie sie für das Objekt, die vorliegenden Schädigungen, gewünschte Gestaltung etc. sinnvoll sind, erfolgen.
Am Ende der Bearbeitung sollte eine technisch einwandfreie und auch optisch zufriedenstellende Erneuerung nach der Beseitigung der Risse und ihrer Ursachen stehen.

Dipl.-Ing. Stefan Arens

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